Agilität mit «Human Touch»
Immer mehr Unternehmen setzen auf Modelle wie Scrum oder Holacracy. Doch wer seine Teams agil machen will, muss sich zuerst den Menschen widmen und sie dafür begeistern. Ich (Danica Zeier) plädiere deshalb dafür, unsere Vorstellungen von Agilität zu überdenken. Oder besser: zu über-fühlen. In diesem Blogpost schreibe ich über eine persönliche und erkenntnisreiche Erfahrung.
Pandemie, Virus-Mutationen, Krieg, Inflation und Energiekrise: Die letzten drei Jahre waren VUCA in Reinform. VUCA steht für Volatility (Unbeständigkeit), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Mehrdeutigkeit) – also für die grossen Herausforderungen der heutigen Zeit.
Meine Vision war es, eine digitale Unterstützung – bestenfalls in Form einer App – zu entwickeln, die den Menschen dabei hilft, besser in dieser VUCA-Welt zurechtzukommen. Doch weder meine Kunden noch mein Team hatten Interesse an einem rein digitalen Produkt. Und sie hatten Recht.
Abzweigung statt Zieldestination
Unsere B2B-Kunden hatten zwar Bedarf an einem Selbstlerntool für ihre Teams, wollten aber gleichzeitig die Mitarbeitenden von noch mehr Screentime schonen. In einer Zeit von Homeoffice, Zoom Meetings und Social Media nachvollziehbar. Nach einer Welle der Zwangsdigitalisierung in den Shutdowns sehnten sich viele nach echtem Menschenkontakt zurück.
Auch mein Team bei artsnext setzte auf persönliche Begegnungen. Schliesslich sind face-to-face Beratungen, bei denen wir unsere Kunden spüren und auf individuelle Bedürfnisse eingehen können, unsere Kernkompetenz. Die Message des Teams war klar: Es wäre eine riskante Herausforderung, zusätzlich die gleiche psychische wie physische Energie in die Entwicklung eines visionären, aber auch einseitigen Digitalprojekts zu investieren.
Was wäre passiert, wenn ich an meiner Ursprungsidee festgehalten hätte? Vermutlich hätte ich talentierte Mitarbeitende sowie potenzielle Kunden verloren. Ich verabschiedete mich von meiner Zieldestination und nahm gemeinsam mit meinem Team die Abzweigung. Wir entwickelten das digitale Selbstlerntool, ergänzten es aber durch analoge Angebote wie physische Workshops vor Ort.
Menschen ticken anders
Schauen wir uns den Unterschied zwischen Unternehmen und ihren Mitarbeitenden einmal genauer an:
Unternehmen ticken rational. Am liebsten wird von oben nach unten geführt, also top-down. Die Mitarbeitenden sollten agil gemacht werden.
Mitarbeitende ticken emotional. Wenn sie agiler zusammenarbeiten sollen, wollen sie zuerst dafür begeistert werden. Das wäre bottom-up.
Agilitätskultur ist nur dann möglich, wenn nicht nur Tools eingeführt und Fähigkeiten trainiert werden – sondern wenn jedes einzelne Teammitglied einen Sinn darin sieht, agiler zu werden. Skill Shift geht schnell, aber reicht nicht. Mind Shift braucht mehr Zeit, ist aber unabdingbar für die Agilität von morgen.
Unser Resultat: Digital trifft Analog
Wir haben mit VUC^it eine erfolgreiche App entwickelt, die Teamtrainings für Unternehmen anbietet zu den Themen Resilienz, Self Leadership, Kollaboration und New Work. Und sie unterstützt Mitarbeitende darin, sich persönlich weiterzuentwickeln, damit sie in der VUCA-Welt besser klarkommen und den Anschluss nicht verlieren. Die digitalen Tools werden durch analoge Angebote wie Workshops vor Ort ergänzt. Dank VUC^it haben wir
mit 100 Führungskräften der SBB neue Führungsprinzipien verankert.
an den letzten Digitaltagen ein Resilienz-Training für über 500 Lernende aus 30 Unternehmen durchgeführt.
zusammen mit der Stadt Bern ein Programm für Empowerment zum Thema Digitale Transformation für rund 5’000 Verwaltungsangestellte entwickelt.
In diesem Sinne: Danke an mein Team bei artsnext und an unsere Kunden. Wir haben den «Human Touch» in unserer Strategie verankert und werden diesen wichtigen Faktor in Zukunft gemeinsam weiter verfeinern.